Eltern zahlen künftig weniger für die Kinderbetreuung in der Kita. Ein Problem wird in Stolpen dadurch nicht gelöst.
In Stolpen werden die Plätze in den Kindergärten und Krippen knapp. Mit bis dato 65 Geburten erlebt die Stadt das geburtenreichste Jahr seit 1990. Deshalb hat die Verwaltung jetzt in einem ersten Schritt reagiert und will den privaten Kindergarten „Kleine Weltentdecker“ in den Bedarfsplan für Kindereinrichtungen aufnehmen lassen. Der Stadtrat stimmte dem bereits zu. Das letzte Wort hat zwar das Jugendamt des Landkreises. Doch sowohl in der Stadtverwaltung, als auch in dem Kindergarten geht man davon aus, dass auch von dort grünes Licht kommt.
„Wir freuen uns natürlich, dass wir endlich in den Bedarfsplan aufgenommen werden“, sagt Martina Winter von der privaten Kindertagesstätte. Sie und ihr Team kämpfen schon lange darum. Und sie sehen es jetzt auch als Lohn ihrer Bemühungen an. „Unser Haus ist immer zu hundert Prozent vollbelegt. Das zeigt auch, dass die Eltern Vertrauen haben, auch wenn sie bei uns eben mehr Geld für die Betreuung bezahlen müssen“, sagt Martina Winter. Mit der Übernahme in den Bedarfsplan ab August nächsten Jahres wird sich auch das ändern. Dann werden bei den Weltentdeckern die Betreuungsgebühren gesenkt und an die anderen Einrichtungen angeglichen. Und noch etwas wird sich ändern. Der Verein Gemeinsam Unterwegs als Träger der Einrichtung wird dann wie die Volkssolidarität Bautzen, der ASB Neustadt und die Kirchgemeinde Lauterbach ebenfalls Zuschüsse von Stadt, Landkreis und Land bekommen. Konkret soll darüber im Januar gesprochen werden.
Bei den Weltentdeckern ist die Freude jetzt groß. Sie haben eine weitere Etappe gemeistert. Begonnen hat alles bei einem Treffen in Helmsdorf. Dort wurde die Idee geboren, dass der Verein einen Kindergarten betreibt. Nur wo war die Frage. Die blieb lange ungelöst. Bis sich mit dem Gogelmosch-Haus in Stolpen die Chance geboten hatte. Im Januar 2014 wurde die Kita dann eröffnet. Im gleichen Jahr wurde dann der Antrag auf Aufnahme in den Bedarfsplan gestellt. Dieser wurde abgelehnt. Sowohl Stadtverwaltung als auch Jugendamt sahen keine Notwendigkeit darin, weil die Plätze in den vorhandenen Einrichtungen damals ausreichten. Außerdem gab es mit der Kita Amselnest damals noch eine weitere private Einrichtung in Stolpen. Auch diese wollte in den Bedarfsplan. Das wurde ebenfalls abgelehnt. Die Kita ist allerdings inzwischen geschlossen, da Räume gekündigt wurden.
Angesichts der hohen Geburtenrate habe sich der Bedarf an Plätzen erhöht. Auch die Betreuungsquote ist gestiegen, sagt der Bürgermeister Uwe Steglich (FDP). So lag die Betreuungsrate zum Beispiel 2014 bei 77 Prozent und jetzt bei 88 Prozent im Krippenbereich. Im Kindergarten ist sie im gleichen Zeitraum von 68 Prozent auf 87 Prozent gestiegen. Während im letzten Jahr 40 Kinder geboren wurden, sind es bis jetzt schon 65. Und es könnten bis Jahresende noch ein paar hinzukommen. Mit der Aufnahme in den Plan ab August 2017 entstehen der Stadt Mehrkosten in Höhe von 32 000 Euro. Für das komplette Jahr 2018 wären das dann laut Bürgermeister 80 000 Euro. Das Geld muss zusätzlich in den Haushaltsplan eingeordnet werden. Mehrkosten würden aber auch anfallen, wenn Kinder in anderen Gemeinden betreut werden und die Stadt an diese Kommune zahlt, so der Bürgermeister.
Allerdings ist die Aufnahme in den Bedarfsplan nur ein erster Schritt. Rein rechnerisch stehen nicht mehr Plätze zur Verfügung. Aus diesem Grund müsse man sich Gedanken machen, wie das Problem gelöst werde, möglicherweise durch Umwandeln von Plätzen in den Einrichtungen, wo es möglich ist, so der Bürgermeister.
Quelle: Sächsische Zeitung 17./18. Dezember 2016